Auditorium, Labor, Theater
3ModellRäume
U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee
OUT OF SPACE: DUSSELDORF VARIATION
ist eine fünftägige Kunstintervention im
Düsseldorfer Stadtraum. Kuratiert von den Stipendiatinnen des 2021/22 Curatorial & Research
Residency Program Junni Chen und Sophia Scherer, verlässt die zeitbasierte Medienkunst
während der Laufzeit den konventionellen Rahmen des Ausstellungshauses, um die künstlerischen
Arbeiten in einen Dialog mit ausgewählten Orten der Stadt zu bringen.
...
Die dezentral konzipierte Ausstellung widmet sich der Frage, wie urbane Topologien
wahrgenommen, genutzt und mit anderen geteilt werden. Wie können öffentliche Räume für einen
großen Querschnitt der Gesellschaft zugänglicher sein und auf welche Weise erfolgt ein
Ausschluss bestimmter Gruppen vom öffentlichen Leben? Die präsentierten Arbeiten spiegeln
eine Bandbreite von Positionen wider – u.a. aus feministischer und migrantischer Perspektive oder
aus Sichtweisen von Black Communities werden Bedürfnisse in gemeinschaftlich genutzten
Lebensräumen identifiziert und einer Neubewertung unterzogen. Dabei werden Machtdynamiken
und daraus resultierende gesellschaftliche Mechanismen der Exklusion verhandelt.
...
Im Rahmen von OUT OF SPACE nehmen außerdem eine Reihe von interventionistischen Arbeiten
die bestehende Informations- und Werbeinfrastruktur der Stadt ein. Auf Reklametafeln, LEDProjektionsflächen
und anderen Übertragungssystemen sind während der Laufzeit kurze Videound
Audioarbeiten zu sehen und zu hören, die sich auf den ersten Blick in den Alltag einzupassen
scheinen. Auf Plakat- und Werbeflächen an hochfrequentierten Standorten der Innenstadt werden
Arbeiten des feministischen Kollektivs Guerrilla Girls sowie eine erstmals präsentierte
Auftragsarbeit der Künstlerin Nora Turato sichtbar sein. Diese interventionistischen Arbeiten
eignen sich die Sprache der kommerziellen Vermarktung und ihrer Omnipräsenz an – eine
Möglichkeit für Momente des Innehaltens, um die unablässige visuelle Stimulation und
Informationsflut, die im urbanen Leben allgegenwärtig sind, zu reflektieren.
Tracey Emin
geb. 1963 in London; lebt und arbeitet in London, Südfrankreich und Margate
Lina Lapelyte
Geb. 1984 in Kaunas; lebt und arbeitet in London und Vilnius
Stephen Vitiello
Geb. 1964 in New York; lebt und arbeitet in Richmond
Ort: Labor_3MR (aka 3 Modellräume), U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee
Umstieg Rheinbahn-Linien/Neue Wehrhahn-Linie
Laufzeit: 25. November – 31. Dezember 2019
Doppelte Eröffnung für Soundkünstler*innen Marja Ahti und Stefan Schneider
Parallel zur Installation im U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee
Konzert im Salon des Amateurs
Duett mit doppelter Eröffnung: Die von Ralf Brög kuratierte und von der Kunstkommission Düsseldorf finanzierte Veranstaltungsreihe zu Sound und Klängen im U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee schließt mit einer Arbeit von Marja Ahti und Stefan Schneider. Parallel zum Start ihrer Klanginstallation, die noch bis zum Ende des Jahres im U-Bahn-Ausstellungsraum „Labor“ (Umstieg Rheinbahnlinien in neue Wehrhahnlinien) zu hören sein wird, geben die Soundkünstler*innen ein Konzert
am 24. November 2019, um 20 Uhr,
im Salon des Amateurs/Kunsthalle auf dem Grabbeplatz 4, 40213 Düsseldorf.
Dazu laden wir Sie und Ihre Fotografen herzlich ein.
Der Kurator und Künstler Ralf Brög hat den im Jahr 2016 eröffneten U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee sowohl visuell als auch akustisch für wechselnde Klang- und Soundbeiträge gestaltet und ausgestattet. Er lud seitdem verschiedene Musiker*innen und Künstler*innen dazu ein, ihre Klanginstallationen dort zu präsentieren. Der Düsseldorfer Stefan Schneider ist mit der Soundinstallation „Treppe“ bereits dauerhaft vertreten. In der aktuellen Veranstaltungsreihe bespielen nach Kurt Dahlke, Waltraud Blischke, Leif Inge und Marcus Schmickler nun er und die schwedisch-finnische Künstlerin Marja Ahti die Räume in der U-Bahn mit temporärer Klangkunst. Athi und Schneider greifen im Duett die räumliche Situation der zwillingshaften Treppenaufgänge zu den Umsteigemöglichkeiten in die Wehrhahnlinie auf. Die Fahrgäste hören kurze Fragmente einer Gesamtkomposition in verschiedenen Variationen. Die Bewegung der Töne und ihre dynamischen Verschiebungen sollen als akustische Kommunikation die mannigfachen Fortbewegungen der Passanten reflektieren. Text: Saskia Zeller
Zu den Künstler*innen:
Marja Ahti (* 1981) ist eine schwedisch-finnische Musikerin und Komponistin aus Turku, Finnland. Ahti arbeitet mit Feldaufnahmen und anderem akustischen Klangmaterial in Kombination mit Synthesizern und elektronischen Feedbacks.
Stefan Schneider (* 1961) ist ein deutscher Musiker, Komponist und Fotograf aus Düsseldorf. Scheider hat an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert und ist Meisterschüler von Bernd Becher. Er ist Gründungsmitglied der Bands Kreidler (1994-99) und To Rococo Rot (1995 – 2014).
Link Artikel WZ, 25. November 2019 von Carolin Scholz:
https://www.wz.de/nrw/duesseldorf/klang-installation-haltestelle-heinrich-heine-allee-geht-in-letzte-runde_aid-47419211
Ort: Auditorium & Theater_3MR, U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee
Laufzeit: 19. Juni – 07. Juli 2019
Düsseldorf. Fährt die U-Bahn in den Bahnhof ein oder verschwindet sie gerade im Tunnel? Ist die wahrgenommene Akustik Realität oder Illusion, Projektionsfläche oder Akteur? Willkommen in der Kunst-U-Bahn-Station Heinrich Heine Allee! Vom 19. Juni bis 7. Juli werden Fahrgäste der Rheinbahn an den Aufgängen zur Königsallee und zur Heinrich-Heine-Passage mit Akkorden auf Grundlage der so genannten „Shepard-Tonleiter“ empfangen. „Treppauf, Treppab – Situated Now, Donna Haraway“ heißt die Sound-Installation des Kölner Komponisten und Musikers Marcus Schmickler, welche die Fahrgäste auf geheimnisvolle Weise auf den Rolltreppen und in den Korridoren „Auditorium“ und „Theater“, begleiten wird. Präsentiert wird die Veranstaltung von der Kunstkommission Düsseldorf sowie dem Kurator und Künstler Ralf Brög, der die drei neuen Zugänge des U-Bahnhofes (Auditorium, Labor, Theater) visuell wie medial gestaltet hat und im Sinne eines work in progress mit wechselnde Klang- und Soundbeiträge programmiert. Zur Begehung von „Treppauf, Treppab – Situated Now, Donna Haraway“ möchten wir Sie herzlich einladen.
Nach Kurt Dahlke, Waltraud Blischke und Leif Inge ist Marcus Schmickler der vierte Künstler, der im „Auditorium“ ausstellt. Sowohl er als auch der Kurator der Veranstaltungsreihe, Ralf Brög, und Vertreter der Kunstkommission werden der Presse für Fragen zur Verfügung stehen.
Zum Hintergrund: Bei der “Shepard-Tonleiter”, die auf den Psychologen Roger Shepard zurückgeht, handelt es sich um eine akustische Illusion, bei der ein Ton fortwährend steigt oder fällt, aber niemals ein Limit erreicht. Der Klang ist in permanenter Bewegung, scheint aber trotzdem nirgendwo anzukommen. In der bildenden Kunst ist dieses Konstrukt vergleichbar mit Arbeiten des niederländischen Künstlers M. C. Escher.
Bereits Pioniere der elektronischen Musik wie Jean-Claude Risset, Karlheinz Stockhausen und James Tenney nutzten den bemerkenswerten Effekt der Shepard-Töne, die nach menschlichem Hörempfinden keine Grundtöne erkennen lassen oder Orientierung bei der Tonfolge bieten. Schmickler lässt nun durch seine Installation eine Art akustische Fata Morgana entstehen. Er unterteilt einzelne Shepard-Töne in Akkorde, verdichtet oder dehnt sie, beschleunigt oder verlangsamt ihr Tempo, um sie dann wieder mit anderen elektronischen Partikeln zu verzahnen. Es entstehen hochwertige und komplexe Kompositionen, die trotz ihres logischen Aufbaus, ganz im Sinne des Poststrukturalismus ein Prozess der Wissensaneignung sind, der niemals aufhört. Der Untertitel der Klang-Installation weist deshalb auf Donna Haraways berühmten Essay “Situated Knowledges” hin. Donna Haraway stellte die These auf, dass das Objekt des Wissens als Akteur und Agent zu betrachten sei und nicht als Projektionsfläche. Kernpunkt von „Situated Knowledges“ ist eine grundsätzliche kontextuelle Betrachtungsweise jeglicher Forschungsfragen und Wahrnehmungen.
Zum Künstler: Marcus Schmickler, Jahrgang 1968, lehrt am Institut für Musik und Medien der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf und am Bard College in Annandale-on-Hudson, New York. Er studierte Komposition und Elektronische Musik an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln sowie Musikwissenschaft an der Universität Köln. In seinen Arbeiten erforscht Schmickler erweiterte Methoden zur Komposition von wahrnehmungsspezifischen Eigenheiten im Klang und deren Spatialisierung. Seine Musik erscheint u.a. bei den Labels editions Mego, a-Musik und Mille Plateaux. Marcus Schmickler erhielt zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Stipendien, z.B. von Ars Electronica, dem Land Nordrhein-Westfalen und kuratierte Festival-Programme z.B. in der Akademie der Künste Berlin und dem ZKM Karlsruhe.
Review Rheinische Post:
https://rp-online.de/kultur/u-bahnstation-heinrich-heine-allee-mit-neuer-soundinstallation_aid-39581137
Marcus Schmickler
Treppauf, Treppab
(Situated Now, Donna Harraway)
Schmickler verwendet in zahlreichen seiner Kompositionen den sogenannten “Shepard Tone”, der auf den Psychologen Roger Shepard zurückgeht. Dabei handelt es sich um eine akustische Illusion, bei der ein Ton fortwährend steigt oder fällt, seine Tonhöhe aber niemals ein Limit zu erreichen scheint. Der Klang ist in permanenter Bewegung, scheint aber nirgendwo anzukommen ein Vorgang, der endlos weitergehen könnte und in der bildenden Kunst, mit Arbeiten des niederländischen Künstlers M. C. Escher zu vergleichen ist.
Bereits die Pioniere der elektronischen Musik wie Jean-Claude Risset, Karlheinz Stockhausen und James Tenney kannten diesen Effekt. Schmickler geht anders vor, er unterteilt einzelne Shepard-Töne in Arpeggien, verdichtet und entschlackt sie, beschleunigt oder verlangsamt ihr Tempo, verzahnt sie mit anderen elektronischen Partikeln und entwickelt so komplexe akustische Zusammenhänge, deren Architektur, trotz ihres logischen Aufbaus, nicht immer nachvollziehbar ist und eine psychoakustische Illusion produziert.
Der wirklichen Welt die Treue halten, wie ist das denkbar in einer Welt, in der durch die technische Generierung virtueller Welten die Grenzen von Illusion und Wirklichkeit immer weiter verschoben und unmerklicher überschritten werden – und deren metaphysisch-spekulative Implikationen immer unkenntlicher, darum aber nicht unbedingt unwirksamer werden? Der Untertitel der für die Wehrhahnlinie entworfenen Komposition geht auf Donna Haraways berühmten Essay “Situated Knowledges” zurück. Zentral ist dabei, das Objekt des Wissens als Akteur und Agent zu betrachten und nicht als Projektionsfläche. Wichtig im Umgang mit Wissenspositionen ist vor allem die wiederholte kritische Nachprüfung, Dekonstruktion und Interpretation des herrschenden Wissens. Kernpunkt von Situated Knowledge ist eine grundsätzliche kontextuelle Betrachtungsweise jeglicher Forschungsfragen.
So verbindet sich nicht nur für Haraway die Treue zur Realität mit der Anerkennung der realitätskonstituierenden Bedeutung der Illusion, sondern zugleich mit der Frage nach der Kommunizierbarkeit der Welt. In dem Moment freilich, in dem die Realität nicht mehr an die Repräsentation, sondern an die Mitteilbarkeit gebunden ist, erhält die Frage der Darstellung eine in vielen Hinsichten neue Bedeutung. So stellt sich die Frage nach der Herstellung einer verbindlichen Realität unter Bedingungen neuer Medientechniken als Suche nach besseren Darstellungen der Welt dar – wobei 'bessere Darstellungen' präzisere, bewußte Weisen meint, die Welt mitteilbar zu machen.
Jahrgang 1968, lehrt am Institut für Musik und Medien der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf und am Bard College in Annandale-on-Hudson, New York. Er studierte Komposition und Elektronische Musik an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln sowie Musikwissenschaft an der Universität Köln. In seinen Arbeiten erforscht Schmickler erweiterte Methoden zur Komposition von wahrnehmungsspezifischen Eigenheiten im Klang und deren Spatialisierung. Seine Musik erscheint u.a. bei den Labels editions Mego, a-Musik und Mille Plateaux. Marcus Schmickler erhielt zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Stipendien, z.B. von Ars Electronica, dem Land Nordrhein-Westfalen und kuratierte Festival-Programme z.B. in der Akademie der Künste Berlin und dem ZKM Karlsruhe.
Auditorium, Montag 29. April – Sonntag 12. Mai (24/7)
(U-Bahn-Station Heinrich-Heine-Allee, Zugang Königsallee/Corneliusplatz)
Kunsthalle Düsseldorf, Samstag 4. Mai, 16:00 – Sonntag 5. Mai, 16:00
Der Eintritt ist frei.
9 Beet Stretch
Mittels digitaler Technologie hat der norwegische Künstler Leif Inge Beethovens ikonisches Vermächtnis der 9. Sinfonie auf die Dauer von 24 Stunden gedehnt und das ohne die Tonhöhen der Klänge zu verändern. (Der Einsatz der Granular Synthesis erlaubt es durch Zerlegung der Tonspur in kleinste Einheiten und Wiederaneinanderreihung dieser Toninformationen in ihrer zeitlichen Ausdehnung zu verändern ohne die Frequenzen, also die Tonhöhen der Klänge zu modifizieren.)
Entstanden ist durch diese scheinbar simple Modifikation ein radikal neues und vollkommen eigenständiges Stück, dessen Erleben ein gleichermaßen unerwartetes wie völlig neuartiges Klangerlebnis ermöglicht. Durch die zeitliche Dehnung überschreiten die erhalten gebliebenen zeitlichen Proportionen den Horizont unserer Wahrnehmungsmöglichkeiten und wir tauchen in das reiche Innenleben und die mikroskopischen Interaktionen der Klänge, deren Dramatik der ursprünglichen melodischen Dramatik der beethovschen Sinfonie in nichts nachstehen.
„9BeetStretch“ zu hören lässt sich mit dem Blick durch ein Mikroskop vergleichen: Die modifizierte Aufnahme rückt winzigste Details in den Fokus und, was noch bedeutsamer ist, es verrückt unsere Wahrnehmungsregister und eröffnet völlig neue Ebenen der Betrachtung.“ (Beethoven’s Symphony No.9 von Alexander Rehding, Oxford University Press)
„Indem ich Beethoven’s Neunte dehne, dehne ich nicht einfach irgendein Musikstück, ich dehne Musikgeschichte.“ (Leif Inge)
Sehr gezielt hat Leif Inge Beethovens Neunte ausgewählt in dem Wissen um dessen monumentale kulturelle Bedeutung sowohl zu den Zeiten seiner Entstehung, als auch zu unseren Zeiten. So sprengte die Dauer von ca. 70 Minuten die üblichen Dimensionen der damaligen Zeit und gab wiederum unserer Zeit das Format der CD vor, deren Kapazität sich an der ausdrücklichen Vorgabe orientierte, die Neunte wiedergeben zu können.
Aufführung Modellraum_Auditorium:
Die 2002 entstandene und seitdem weltweit aufgeführte Stretch-Version von Beethovens
9. Sinfonie wird erstmals außerhalb eines Konzerthauses oder Ausstellungsraumes im öffentlichen Raum präsentiert und konfrontiert das Werk nicht nur mit einem völlig andersartigem Publikum, sondern darüber hinaus mit der Komplexität und den Unwägbarkeiten bezüglich Dauer, Rhythmik, Bewegung und Interessenlage dieses vielfältigen Publikums.
Aufführung Kunsthalle Düsseldorf
Um dem interessierten Publikum die Möglichkeit zu geben dem Werk in der vom Künstler vorgesehenen Form zu begegnen, wird das Stück in der Düsseldorfer Kunsthalle in der originären 24 Stunden Version aufgeführt.
Die Veranstaltung ist Teil einer fünfteiligen Reihe temporärer Klangarbeiten für das Auditorium, U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee, Düsseldorf, die durch großzügige Förderung der Kunstkommission Düsseldorf ermöglicht wird.
Das Quellmaterial für dieses Konzert ist eine Naxos-Aufnahme dirigiert von Béla Drahos mit den Nicolaus Esterházy Sinfonikern und Chor (Naxos 8.553478).
Besonderer Dank gilt Naxos USA!
Courtesy of Naxos of America. All rights reserved. © 1996.
Mit freundlicher Unterstützung der Kunstkommission Düsseldorf
Besonderer Dank gilt: dem gesamten Team der Kunsthalle Düsseldorf,
der Stadt Düsseldorf und der Rheinbahn AG und Der Gute Ton, Veranstaltungstechnik
Ort: Labor_3MR (aka 3 Modellräume), U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee
Umstieg Rheinbahn-Linien/Neue Wehrhahn-Linie
Laufzeit: 13. Mai – 24. Juni 2022
"Eigenklang-Modulation" von Ralf Brög und Jannis Carbotta
Ort: 3ModellRäume_Labor (Unterirdische Passage_Umstieg Wehrhahn-Linien/Rheinbahn-Linien),
U-Bahn-Station, Heinrich-Heine-Allee, Düsseldorf
Kollaboration: Ralf Brög (Künstler, Düsseldorf) & Jannis Carbotta (Musiker, Köln)
Das hier vorgestellte Projekt „EIGENKLANG-MODULATION“ will durch Modifikation von mittels Field-Recordings gewonnenen (Eigen-)Klangmaterials der U-Bahn-Station „Heinrich-Heine-Allee“ und der anschließenden Rückprojektion der modellierten Sounds in den „ModellRaum_Labor“ eine subtil veränderte Raumerfahrung bewirken.
Vertraute, unvertraute, noch nie gehörte oder gar unhörbare Klänge, vor Ort, zu verschiedenen Zeiten und in teils unzugänglichen Bereichen aufgenommen, bilden das Rohmaterial der Installation.
Durch vielfältige Verfahren der Modifikation der auf ebenso vielfältige Weisen und mittels verschiedener Technologien aufgenommenen Klänge, durch deren experimentelle Modellierung, durch Betonung oder Verschiebung ihrer räumlichen, materiellen, assoziativen Charakteristik und durch das anschließende Neu-Arrangieren der Klänge soll eine neue Raumwahrnehmung ermöglicht werden. Der tatsächliche Raum wird in seiner funktionalen Eindimensionalität überlagert und öffnet sich für eine – poetische, fiktionale, assoziative oder auch strukturelle – Leseweise.
Die im Zuge dieses Projekts erstellten Klang-Aufnahmen begründen auch das 3ModellRäume-Klangarchiv, das kontinuierlich durch neues Klangmaterial ergänzt wird und so zu einer reichen Ressource zukünftiger Klang-Collagen wird.
Das Projekt Eigenklangmodulation wurde im Rahmen des Förderprogramms NEUSTART KULTUR von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler gefördert.
Ort: Auditorium_3MR, (Aufgang Königsallee/Corneliusplatz)
U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee, Düsseldorf.
Laufzeit: 08. März - 24. März 2019
Tracks United führt wie eine akustische Wanderung durch ein Musikstück, an dessen Klangrändern vorbei zu Stimmen, Pausen und seinen jeweiligen Aufnahmespuren. Als Hörinstallation imitiert das Projekt Konzepte eines DJ-Sets, indem es die vormals in einem Gesamtmix kompilierten und eingespielten Klänge wieder in neue Puzzleteile zerlegt, in untereinander kompatible Elemente für das Mehrkanal-Tonsystem im Auditorium. Vier Töne beschreiben die kleinste Einheit in Anlehnung an die Rautenstruktur im U-Bahntunnel, variieren im Verlauf des Arrangements und geben musikalische Impressionen zu den Stationen und Fahrten der Wehrhahn-Linie wieder. Das Audiomaterial ist auf 17 Szenen mit unterschiedlichen Bewegungsmustern im Raum verteilt und wird in langen und kürzeren Abspielzeiten zufällig über den Tag hinweg zu hören sein.
Das experimentelle DJ-Set funktioniert wie ein modularer Klangmix über den Rolltreppen und bietet in der Nutzung dieser futuristisch gestalteten Soundrampe den Besuchern des Auditoriums ein utopisches Ohr: Sounds und Stimmen simulieren ein Als-ob, einen möglichen Chorus an einem real existierenden Ort. Tracks United behandelt die Kategorien Klang, Musik, Geräusch wie komponierte Field Recordings, überträgt ihnen als performative Teilelemente den akustischen Zugriff in eine transitorische Architektur der Fortbewegung und wirft die Frage auf, was zwischen den asynchron verlaufenden Zeit- und Geräuschachsen eines Fahrplans erzählt werden könnte.
Konzept und Musikaufnahme:
Waltraud Blischke
Programmierung und Spielplan: Kurt Dahlke
Kuratiert wird die fünfteilige Sound-Ausstellung von Ralf Brög, der die neuen
Zugänge des U-Bahnhofes Heinrich-Heine-Allee sowohl visuell als auch akustisch für wechselnde Klang- und Soundbeiträge gestaltet hat.
(*1967), lebt in Köln
- Langjährige Tätigkeit als DJ in Musikbars und Clubs
- War Autorin für die Magazine Spex, Stadtrevue und Testcard
- Projekte mit den Kölner Labeln a-Musik und Sonig
- Konzepte und Vorträge im Sinne einer ästhetisch-diskursiven Musikvermittlung
- Seit 2012 Dozentin für Schreiben / Sprechen über Klang,
Institut für Musik und Medien der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf
- Seit 2017 Dozentin für Akustische Forschung im Masterstudiengang Klang und Realität,
Institut für Musik und Medien der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf
2. Dezember 2018 – 06. Januar 2019
„The Endless Christmas Carol“ ist eine Komposition des gebürtigen Düsseldorfers, Musikers und Komponisten Kurt Dahlke alias Pyrolator. Sie wurde speziell für das Soundsystem im „Auditorium“ der U-Bahn-Station Heinrich-Heine (Ausgang Königsallee) geschrieben, wo es möglich ist Klänge und Melodien über 48 Lautsprecher mithilfe eines Spatial-Sound-Systems im Raum zu bewegen.
Die Komposition selber verwendet fast ausschliesslich Klänge eines klassischen analogen Synthesizers und orientiert sich an den 4-stimmigen Madrigalen des 16.Jahrhunderts, ohne jedoch in die Formstrenge der historischen Vorbilder zu verfallen. Die Komposition wird bis Weihnachten in sich immer wieder verändernden Variationen zu hören sein.
Geboren 1958 in Wuppertal, Deutschland
Lebt und arbeitet in Berlin, DE
Kurt „Pyrolator“ Dahlke ist Spezialist für Musik und Computer sowie Mitbegründer des Schallplattenlabels und Musikverlages Ata Tak. Er ist Mitglied in den Gruppen „Fehlfarben“, „Der Plan“ und solo als „Pyrolator“. Er produzierte mehr als 200 Schallplatten und CDs und war auf 100 Veröffentlichungen davon als Komponist, Musiker und Softwareprogrammierer tätig. Seine Hauptinstrumente sind die vom Synthesizerpionier Donald Buchla gebauten „Thunder & Lightning II“, bei denen die Steuerung der Musik durch die Bewegung oder den Druck der Hände geschieht.
Das Auditorium ein Raum des Hörens und ein Übergang. Ein Transit von draußen nach drinnen, von
„natürlichem“, urbanem Stadtraum zu „künstlichem“, streng determiniertem Nutzraum. Dieser Raum liegt an einer exponierten Stelle, an der Königsallee, und wird täglich von vielen regelmäßigen Pendlern, aber auch ausländischen Besuchern der Stadt frequentiert. Vorgabe der Stadt war unter anderem, dass dieser Raum nicht angsteinflößend oder irritierend sein darf, sondern im Gegenteil beruhigen und erfreuen soll.
Das Konzept des Transits noch einmal aufnehmend, bedienen sich Dahlke/Stoya in der Musik Stimmen, die in der Natur vorkommen, und derer sich Komponisten aller Zeiten immer wieder bedient haben, nämlich der
Vogelstimmen.
Dahlke/Stoya sammelten verschiedenartigste Stimmen heimischer Vögel und bearbeiteten jede einzelne mit Hilfe moderner Studiotechnik, sodass das Resultat zwar immer noch an die spezifische Struktur der Vogelstimme erinnert - ein gutes Gefühl, etwas wieder zu erkennen, das uns vertraut ist - aber einen eigenständigen Sound erhält.
Die Musiker sprechen bei ihrer Komposition deswegen auch von Modulen und nicht von Vogelstimmen. Diese
Module sind das Ausgangsmaterial, welches das Erarbeiten von mannigfaltigen Variationen in z.B. Klangfarbe und Tonhöhe ermöglicht. Diese Variationen werden mit Hilfe mehrerer verschachtelter Zufallsgeneratoren angesteuert und im Raum bewegt, sodass ein immer wieder neues Klangbild entsteht.
Dieser einzigartige Zusammenklang, der draußen und drinnen, aber auch heute und morgen verbindet, wird
sich so nie exakt wiederholen. Eine sehr spezielle Komposition für die Ewigkeit, hör- und erfahrbar aber in jedem Augenblick.
Im Auditorium sind 48 Lautsprecher in der Decke vom Eingang ausgehend über die ganze Rolltreppe
installiert. Diese werden über einen Computer in einem „Spatial-Sound“-Verfahren angesteuert. Die Klänge können so zeitgesteuert frei im Raum bewegt werden.
Alpendohle, Amsel, Bachstelze, Baumpieper, Bergfink, Beutelmeise, Birkenzeisig, Blaukehlchen, Blaumeise,
Brachpieper, Blaukehlchen, Buchfink, Dohle, Dorngrasmücke, Drosselrohrsänger, Eichelhäher, Elster, Erlenzeisig, Feldlerche, Feldsperling, Gartenbaumläufer, Simpel, Goldammer, Grauammer, Grünling, Hänfling, Haubenlerche, Haubenmeise, Haussperling, Heidelerche, Kleiber, Kohlmeise, Mehlschwalbe, Misteldrossel, Nachtigall, Nebelkrähe, Pirol, Rabenkrähe, Rauchschwalbe, Rotdrossel, Rotkehlchen, Saatkrähe, Schwanzmeise, Schwarzkehlchen, Singdrossel, Star, Stiglitz, Tannenmeise, Uferschwalbe, Wasseramsel,
Weidenmeise, Wiesenpieper, Zaunkönig.
Die Soundinstallation spielt mit der Situation, die sich auf einer Rolltreppe tatsächlich begibt: Eine_r ist vorne, eine_r hinten, eine_r fährt voraus, eine_r hinterher.
Diese einfache Grundsituation wird hier mit dem Orpheus-Mythos verknüpft („Nein, ich drehe mich nicht um!“; „Ich darf mich nicht umdrehen!“): Kurze verfremdete Sequenzen aus der Monteverdi-Oper ertönen (Eurydikes Tod, Schlussepiphanie).
Es ist der Mann, der verweigert, nach hinten zu blicken, sich nicht umzudrehen. Von den beiden weiblichen Stimmen kann angenommen werden, dass sie hinter dem Mann zurückbleiben, da kein Dialog stattfindet. Der Mann verkörpert den zielsicheren Weg in die Zukunft, hier auch: Fortschrittsgläubigkeit, Geschichtsvergessenheit und Moderne. Die beiden weiblichen Stimmen verleihen einfachen Botschaften poetische Stimmen, eine hellere blickt voraus, eine dunklere stimmt ihren warnenden Gesang an. Hier assoziiert eine weiche, Stimme Postwachstumsgesellschaft, lokale Produktion, kleinbäuerliche Landwirtschaft und gegenseitige Hilfe. Dort lässt die Stimme eines Säuglings den Zustand des Neuerwerbs von Sprache, des Neubeginns schlechthin imaginieren. Wie vom Wind herbeigetragen, klingen dazu stets wiederkehrend die Schlussakkorde der Monteverdi-Oper, die den von allen irdischen Leiden befreiten Orpheus zum Himmel begleiten.
Der Teppich der Geräusche und Sounds ist sehr erdnah, erdverbunden zu bezeichnen, hält sich stets in Bodennähe, bzw. unmittelbar darunter auf, setzt Assoziationen von oben, unten, draußen, drinnen frei. Hier bewegen sich Schritte oberhalb der Grasnarbe, da grollt es wie in einer Erdhöhle und hallt es wie im Untergrund.
Das musikalische Material ist nahezu nicht mehr zu erkennen, extrem in die Länge gedehnt und entstammt der Oper „Orfeo“ von Claudio Monteverdi, eine Passage aus Act 5, „Vanne, Orfeo, Felice Appenio“, im zweiten Fall eine Passage aus Act 2, „Ahi Caso Acerbo“ (Michel Corboz & L’Orchestre de L’Opéra de Lyon).
Das Sprachmaterial entstammt zu einem kleinen Teil aus dem Theaterstück „Candide. Acting in Concert“ von Kevin Rittberger (UA: Düsseldorfer Schauspielhaus 2013) und wurde zum anderen Teil für die Wehrhahn-Installation neu geschrieben. Die Rechte liegen beim Autor bzw. beim Verlag der Autoren (Frankfurt a. M.). Die Melodie („Die Erde ist gewaltig schön“) der Sängerin ist frei erfunden und autorisiert.
Laura López Castro
Nathalie Thiede
Kai Schumann
Kevin Rittberger
Geboren 1977 in Stuttgart, DE
Lebt und arbeitet als Theaterregisseur und Autor in Berlin, DE
...auch Möglichkeiten der akustischen Orientierung (z.B. Zug fährt eine,Tonhöhe wird dichter oder leerer Bahnsteig, Tonhöhe sinkt) beinhalten. Als Inspiration dientendamals Tonaufnahmen, die ich 2008 auf Bahnhöfen in Tokyo gemacht hatte, auf denen es einakustisches Leitsystem für Passagiere gab, das zur Orientierung auf den Gleisen dient und einesehr eingängige und komplexe Melodik aufwies.In der Folge haben wir den kompositorischen Teil der Installation eigenständiger gedacht undweiterentwickelt. Die Idee, dass die Musik auch zur Orientierung dient oder mit demVerkehrsaufkommen technisch korrespondiert, haben wir zu Gunsten einer autonomen Rolle derMusik, die auch dem Raumkonzept vom Labor innewohnt, verändert. Die Musik soll nicht Zweckeerfüllen sondern erschaffen.Die Komposition "Treppe" hat eine starke aleatorische Ebene, die mit der Idee des Laborkorrespondiert und, wie eingangs erwähnt, eine unendlich variable Anzahl von Tonkombinationenentfaltet. Die Bewegungen der Töne sind als akustische Kommunikation mit den Bewegungen derMenschen und ihrer Vielfalt in den öffentlichen Räumen der Station gedacht. Der Grundcharakterder Musik ist reduziert. Jeder Passant hört nur kurze Fragmente (bzw. variable Kombinationen ausFragmenten ) der gesamten Komposition.Es gibt bei Passanten individuelle Bewegungen in verschiedene Richtungen, gebündelte Gruppenin den Hauptverkehrszeiten, dynamische Verschiebungen, den scheinbaren Stillstand zum spätenAbend usw. ein sich annähern und wieder entfernen von Mitreisenden, Fahrplänen, Bahnsteigen,Zügen, Kunstobjekten. Diese vielfältigen Dynamiken, die jedoch fast ausschließlich das gleicheAnliegen der zielgerichteten Fortbewegung teilen.Die Wiedergabe der Musik erfolgt über mpg3 Player aus den Lautsprechern der beiden Objektevon Ralf Brög in den Raum "Labor" gespielt. Dabei sind die Objekte nicht nur Abspielgerät sondernwerden zu Klangobjekten. Die mpg3 Player sind nicht miteinander synchronisiert, tragenunterschiedliche Information (Töne) wodurch sich die unzähligen, unvorhersehbarenKombinationen der Komposition spielerisch ereignen.Der Raumbezug der Musik zum Labor stellt sich auch über die bauliche Gestalt, die monochromenFarbvariationen der dort verwendeten Materialien sowie deren reflektierender Oberflächen her. Eswird an den Transferraum "Labor" gedacht, der täglich von mehreren tausend Menschen belebtwird. Die übliche Zeit die Passanten zum durchqueren der beiden Auf- und Abgänge im Laborbenötigen, beträgt wenige Sekunden.Instrumentierung der Musik konzentriert sich auf Piano, Vibraphon und Synthesizer. Das Pianowird dem Objekt in Aufgang "Grün", das Vibraphon dem zweiten Objekt "Flieder", zugeordnet.Das Vibraphon ist von allen Instrumenten das, dessen Klangeigenschaft dem physikalischenSinuston am nächsten ist. Der Sinuston ist die Grundlage aller Töne und von ihm aus können alleweiteren Töne entfaltet werden. Die geringe Obertonstruktur des Vibraphons schafft einemetallische Klangfarbe, die im Gesamtensemble Labor aufgeht. Die Musik strebt dabei eineakustische Empfindsamkeit an, die von der Erschaffung lebendiger öffentlicher Räume erzählt.Das Klavier hat eine zum Vibraphon verwandte tonale Struktur. Die Saiten werden indirekt durcheinen Hammer angeschlagen. Der Nachklang kann bei beiden Instrumenten durch Fusspedaleverlängert werden.Alle Töne von "Treppe" werden nur kurz angespielt und haben einen langen Ausklang. Die jeweilsunterschiedlichen Schwingungen entwickeln so, nach der kurzen Berührung durch die menschlicheHand, ein Eigenleben das sich der Kontrolle des Spielenden entzieht. Der Synthesizer erweitert dieKlangpalette von Vibraphon und Piano im Sinne der aufgeführten Spielregeln.
*1961, lebt als Künstler und Musiker in Düsseldorf, DE
Gründungsmitglied Kreidler (1994-99) und To Rococo Rot (1995 - 2014).
Musikalische Kooperationen u.a. mit Joachim Roedelius (Cluster), Dieter Moebius (Cluster), Bill Wells, Klaus Dinger (Kraftwerk, Neu!), Hauschka, Alexander Balanescu, St. Etienne, Arto Lindsay, Sofia Jernberg, Natascha Sadr-Haghighian, Katharina Grosse, John McEntire
(tortoise), Nicholas Addo Nettey (Fela Kuti Band)
2016/17 Gründung des Plattenlabels TAL
...
Die drei Kanal-Installation lässt uns drei subtil komponierte und durchaus verschiedene Klangwelten durchqueren, die sich in ihrer fließenden, sich ständig versetzenden Überlagerung fast unmerklich zu einer detailreichen, mal analog, mal digital anmutenden, dennoch kohärenten Klang-Landschaft verdichten.
Vogelstimmen verschmelzen mit treibenden clubbigen Beats wie in besten Zeiten durchtanzter Raves unter freiem Himmel, wenn die Morgendämmerung am Horizont die wärmende Sonne ankündigt und der Hahn zum gemeinsamen Frühstück ruft.
Metallisch kühle Rhythmen harmonieren mit den ratternd loopenden Rolltreppen, vermengen sich mit hypnotischen Sounds archaischer oder zukünftiger Kulturen und triggern unverhofft einen Moment der Zuversicht aufs schattige Gemüt.
Es geht voran!
Geboren 20. Mai in Celle
Lebt und arbeitet in Berlin
Von Postpunk über Techno bis Indietronics: Gudrun Gut ist seit den frühen 1980er-Jahren Aktivistin der Berliner Undergroundszene. Sie war Gründungsmitglied legendärer Bands wie Mania D., Einstürzende Neubauten, Malaria! und Matador. Auf ihrem nach Moabit Musik zweiten, 1997 gegründeten Label Monika Enterprise hat sie Künstlerinnen wie Barbara Morgenstern, Cobra Killer, Contriva, Michaela Melián und Islaja unter Vertrag.
Mit einigen dieser Künstlerinnen veranstaltet sie seit 2015 die feministischen Kollaborationsworkshops Monika Werkstatt. In jüngerer Vergangenheit arbeitete die umtriebige Musikerin, DJ, Moderatorin, Labelmacherin und Produzentin mit Hans-Joachim Irmler (Faust), Antye Greie (AGF), Âme und Myra Davies zusammen. Solo brachte die Grande Dame der deutschen elektronischen Musik zuletzt »Wildlife« (2012) und »I Put A Record On« (2007) heraus. Jüngst erschien »Moment«. Das Album vereint 14 Tracks zwischen Ballade und Lamento, Synth-Pop und Spoken Word, Hymne und Abstraktion, Glitch und Hypnose.
Ralf Brög hat die neuen Zugänge des U-Bahnhofes sowohl visuell als auch akustisch für wechselnde Klang- und Soundbeiträge gestaltet und programmiert die drei Klangräume (Auditorium, Labor, Theater) im Sinne eines work in progress.
Es handelt sich um ein langelegtes Forschungsprojekt zum Thema- Sound/Klang/Ton/Sprache als skulpturales Material im öffentlichen Raum- Aufbau eines orts-spezifschen, dauerhaft abrufbaren Repertoires (Digitales Archiv)- Nutzung der Spezifk der Räume (öffentlicher Raum)- Klang als architektonisch wirksames Material- Öffentlicher Raum als Aufführungsort von Klangkunst. Weiterlesen
Temporäre Veranstaltungen
Neben speziell für das Repertoire der drei Modellräume neu entwickelten komplexenKlangarbeiten sollen temporäre Aufführungen, Konzerte, Events stattfnden, um potentielleAuftragskompositionen zu erproben, das Potential der Situation breiter ausschöpfen zu können,neue Formen der Aufführung einzuführen, experimentellere Aspekte aufzuführen oder parallelstattfndende Ereignisse in der Stadt zu begleiten/kommentieren/ergänzen.
Wesentlich sind:
- Klang als skulpturalem, architektonischem Material, dessen zeitliche Komponente, Plastizität,Austauschbarkeit.
- die kooperative und interdisziplinäre Entwicklung der jeweiligen Neu-Kompositionen bzw desRepertoires.
Ein Profl, Stil oder übergreifendes Thema, das Beziehungen und Rückkopplungen der einzelnenWerke erkennen lässt, bildet sich über die Jahre und in Folge der sorgfältig initiiertenKompositionen und Aufführungen, die sich letztlich zu einem Repertoire der Drei Modellräumeentwickeln werden. Das Repertoire wird dauerhaft in einem digitalen Archiv präsent sein, sodassKompositionen für Wiederaufführungen jederzeit abrufbar sind.
Kuratorische Parameter
- Orts-spezifsche Konzeption und Produktion.
- Explizite Nutzung der räumlichen/situativen Besonderheiten der Umgebung als kompositorisch/ konzeptuell wirksame Komponenten.
- Explizite Nutzung der Drei Modellräume als Raum für Klangkunst
- Explizite Nutzung der Drei Modellräume als Umfeld für interdiszipkinäre/kooperative künstlerische Produktionen
- Analyse und experimentelle Erforschung des Potentials der besonderen Situation sowie der allgemeinen Relevanz und Übertragbarkeit, u.a. bezüglich: Publikum, Bewegung, Diversität des Publikums, Zeitlichkeit, Dauer/Verweildauer, dramaturgischen Strategien, Kompositionsstrategien, Präsentationsformaten, öffentlicher Räume, Wirksamkeit, Aufmerksamkeit
Diese Gemeinschaftsleistung von Architekten, Ingenieuren, Künstlern und der städtischen Verwaltung ist das Ergebnis einer insgesamt fünfzehnjährigen Planungs- und Bauzeit in Düsseldorf. Ausgangspunkt war ein im Jahr 2001 ausgeschriebener zweistufiger EU-weiter Wettbewerb für ein Gesamtkonzept, den die netzwerkarchitekten aus Darmstadt in Zusammenarbeit mit der in Berlin lebenden Künstlerin Heike Klussmann gewonnen haben. Fachlich beraten wurde das Team im Wettbewerb von Dr. Alexander Hentschel (Tragwerksplanung) und Andrew Holmes (Lichtplanung).Entscheidend für das Votum der Jury war seinerzeit, dass der Wettbewerbsbeitrag zugleich die Einheitlichkeit der Linie wie auch die Unterschiedlichkeit der einzelnen Stationen ins Auge fasste bzw. genau diese Ambivalenz in der Aufgabenstellung der Gestaltung einer U-Bahn-Linie konzeptionell kraftvoll und nachvollziehbar beantwortete.Zwei konzeptuelle Begriffe sind hierbei zentral: Kontinuum und Schnitträume.Das Kontinuum umfasst das gesamte Tunnelbauwerk mitsamt der Stationsräume entlang der Gleisstrecke, die zunächst als ‚Aufweitungen‘ des Tunnelbauwerks verstanden werden. Die in allen Stationen einheitliche Auskleidung mit einem Relief aus Betonfertigteilen übersetzt den Raumbegriff des Kontinuums in ein wiedererkennbares, verbindendes Strukturbild.
Die Schnitträume dagegen verbinden den jeweiligen Stationsraum mit dem Stadtraum an der Oberfläche. Es sind dies die Zugangsräume, die Treppen, Fahrtreppen, Aufzüge und Verteilerebenen aufnehmen. Schon im Wettbewerbsbeitrag wurde hier das Ziel verfolgt, Perspektiven zu öffnen, unmittelbare Bezüge zwischen Stationsraum und Stadtraum zu erzeugen, wo immer möglich Tageslicht bis in den Stationsraum zu bringen und mithin wesentliche Voraussetzungen für Übersicht, Orientierung und Sicherheitsempfinden zu schaffen bzw. dem Empfinden räumlicher Enge entgegenzuwirken. In Abhängigkeit von den baulichen Dispositionen des oberirdischen Stadtraums einerseits und des unterirdischen Stationsraums andererseits, sind diese verbindenden und erschließenden Schnitträume schon in geometrischer Sicht höchst unterschiedlich. Gerade auch deshalb wurden diese Schnitträume als Orte der stationsspezifischen künstlerischen Intervention bestimmt.
Im Preisgerichtsprotokoll heißt es hierzu: „Seit der Erfindung der U-Bahn sind zu diesem Thema keine neuen architektonischen sowie künstlerischen Lösungen entwickelt worden, außer Ausstattungsversuchen, die jeweils dem Zeitgeist entsprachen. Die netzwerkarchitekten mit der Künstlerin Heike Klussmann und Uwe Belzner haben mit großer Sicherheit die Lösung für das Problem der Gestaltung von U-Bahnhöfen neu erfunden. […] Dieses Projekt ist eine durchgehende hervorragende Arbeit, die über die Fragen von Ausstattung und Design hinausgeht, sich dem Zeitgeist entzieht und somit über lange Zeit seine Gültigkeit hat.“
Ausgangs des Wettbewerbsverfahrens waren somit die Weichen gestellt, die Wehrhahnlinie fortan nicht als Addition einzelner, von verschiedenen Teams aus Architekten und Künstlern gestalteter Stationen zu entwickeln, sondern stattdessen weitere Künstler bei der Gestaltung der Stationen im Rahmen der einheitlichen, linienübergreifenden Konzeption des Siegerentwurfs einzubinden:Für einen anschließenden Kunstwettbewerb lieferten Vertreter der Düsseldorfer Kulturinstitute wie Kunsthalle, Kunstverein, Museum Kunstpalast sowie das Kulturamt eine Künstlerliste. Die Jury, der neben Vertretern des Kulturamtes und des Amtes für Verkehrsmanagement auch Vertreter der Kulturinstitute und Architekten, unter anderem des Büros netzwerkarchitekten angehörten, lud zunächst 16 Teilnehmer zu einem eingeladenen Verfahren ein: In diesem ging es zunächst darum, in einem ersten Bearbeitungsschritt eine Grundkonzeption zu formulieren, die dann in einem zweiten Bearbeitungsschritt mit Bezug auf bestimmte Schnitträume und in Abstimmung mit den Architekten situationsbezogen vertieft wurde. Ziel war, neben Heike Klussmann fünf weitere Künstler auszuwählen, die fortan in integrativer Zusammenarbeit mit den Architekten jeweils spezifische Gestaltungen der Schnitträume entwickeln sollten. Die Jury entschied sich für Enne Haehnle (Kirchplatz), Manuel Franke (Graf-Adolf-Platz), Thomas Stricker (Benrather Straße), Ralf Brög (Heinrich-Heine-Allee) und Ursula Damm (Schadowstraße). Der Schnittraum Station Pempelforter Straße wurde von Heike Klussmann bearbeitet, die dort eine schon im Architekturwettbewerb vorgestellte Raumkonzeption weiterentwickelte.
Auch die künstlerische Weiterentwicklung der schon im Architekturwettbewerb vorgestellten Konzeption des Kontinuums oblag Heike Klussmann. In dieser Aufgabenstellung wie auch in ihrem Bearbeitungsweg bis hin zur realisierten Lösung manifestiert sich beispielhaft der grundlegende und einzigartige Gedanke des Projektes der Wehrhahnlinie – nämlich Stadtraum, Ingenieurbauwerk, Architektur und Kunst integrativ und dialogisch zu entwickeln: Bereits die Idee einer Wandbekleidung aus Betonfertigteilen entspringt der thematischen Übersetzung der aus Stahlbetonfertigteilen (Tübbingen) bestehenden Tunnelröhre. Die Struktur der Bekleidung aus teilweise gestreckten und gestauchten Rauten erinnert an eine Schlangenhaut und greift somit den langen, gewundenen Tunnelraum assoziativ auf. Zugleich entspricht die mit der Zeichnung in eins gehende Elementierung der Bekleidung in handhabbare Bauteilformate dem Anspruch der Revisionierbarkeit der bekleideten Fläche, die eine Kernanforderung im U-Bahn-Bau darstellt. Technische Anforderungen wie die Resistenz gegen Brand und Vandalismus galt es, sicherzustellen. Die Fügung der einzelnen Elemente untereinander oder zu angrenzenden Flächen musste ebenso geklärt werden, wie die wirtschaftliche Herstellbarkeit der Vielzahl unterschiedlicher Formate. Kunst ist hier nicht auf dem Bauwerk applizierte Schicht, sondern ist selbst integrativer Teil des Bauwerkes, das heißt auch Bauteil im Rahmen der ausgeschriebenen Bauleistungen des architektonischen Ausbaus. Entsprechend stetig und intensiv war die Kooperation zwischen Ingenieuren, Architekten und Künstlerin im Prozess der Planung und Realisierung der Konzeption.
Geometrien der sechs Stationen, Photo netzwerkarchitektenGeometrien der sechs Stationen, Photo netzwerkarchitekten
Dies gilt dem Wesen nach für alle künstlerischen Interventionen in den Schnitträumen auch: Sie greifen und wirken in die gebauten Räume hinein und instrumentalisieren architektonischen Raum und konstruktive Bauteile unmittelbar für die Umsetzung der künstlerischen Konzeption. Somit nehmen die Interventionen den Schnittraum jeweils gänzlich in Anspruch – sie sind nicht darin eingerichtet, sondern prägen ihn ganzheitlich. Sie verschmelzen insoweit mit dem architektonischen Raum. Es entstehen im Übergang von oberirdischem Stadtraum zum unterirdischen Stationsraum jeweils wiedererkennbare Transiträume sehr unterschiedlicher und eigenständiger Identität – aufgrund der unterschiedlichen Kontexte, der unterschiedlichen Raumgeometrien, vor allem aber aufgrund der unterschiedlichen künstlerischen Konzeptionen:Ralf Brög hat an der Station Heinrich-Heine-Allee drei Aufführungsorte für wechselnde Klang- und Soundbeiträge gestaltet – als Theater, als Labor und als Auditorium. Ursula Damm entwickelte für die Station Schadowstraße eine mehrteilige interaktive Installation. Manuel Franke hat an der Station Graf-Adolf-Platz durch Hunderte von leuchtend grünen Glastafeln einen begehbaren Farbraum geschaffen, der aufgebrochen wird durch einen mitreißenden Linienstrom. Enne Haehnle schrieb für ihre Station Kirchplatz poetische Texte, die sie skulptural umgesetzt hat. Heike Klussmann lässt ausgehend von den Zugängen weiße Bänder über die Wände, die Decken und den Boden der Station laufen und an der Geometrie der Architektur brechen und abwickeln. Thomas Stricker holt an der Station Benrather Straße durch die konzeptionelle Umkehrung des die Architektur umgebenden Raumes das Universum mit seinen Planeten und Sternen, seiner Ruhe und Schwerelosigkeit in die Unterwelt des U-Bahnhofs.
Alle Arbeiten eint das Bewusstsein, auf mobile Menschen in ihren alltäglichen Wegen gerichtet zu sein, nicht auf Kunstsuchende in Ausstellungsräumen. Dennoch bewirkt das Erleben umfassend und ganzheitlich gestalteter Räume das Empfinden von Entschleunigung und Ruhe. Auch die Abwesenheit von Werbung trägt hierzu bei – in den neuen U-Bahnhöfen gibt es keine Plakate, keine Reklamefenster, keine Kommerzflächen. Architektur und Kunst können sich untrennbar miteinander verbinden, aufeinander eingehen, sich befruchten, sich gegenseitig heben und den Raumeindruck gemeinschaftlich prägen.
Text: netzwerkarchitekten
Link: http://www.wehrhahnlinie-duesseldorf.de/detail/de/7/Projekt
Der Klang-Korridor „Auditorium“ ist direkter Zugang/Ausgang zur Königsallee (Corneliusplatz, Kreuzung Königsallee/Schadowstraße) und angrenzenden neuen Rheinbogen, Schadowplatz, Schadowstraße, Schauspielhaus, … .
Er ist der längste der drei Klang-Korridore und überwindet die meisten „Höhenmeter“, da er als direkter Zugang zu den Plattformen der Wehrhahn-Linien unter das Niveau der Plattformen der Rheinbahn-Linien führt.
Dreidimensional, prismatisch ausgebildete Emaille-Kassetten, die durch die Diversität der Reflektionswinkel des Schalls die Klangqualität des Raums optimieren.
48-Kanal-Soundsystem über die gesamte Länge des Zugangs hinter den perforierten Deckenpaneelen platziert.
48 Lautsprecher können individuell über eine Soundspur angesteuert werden oder zu beliebigen Gruppen gebündelt werden, also z.B. als Stereo-System angesteuert werden (24/24).
Außerdem existiert die Möglichkeit eine installierte Spatial Sound Software einzubinden, die es erlaubt Klänge im Raum zu bewegen.
Gesamtlänge des Zugangs ca. 50 Meter. Unterteilt in Zwischenebene (ca. 20 Meter) und Rolltreppen (3 parallele Rolltreppen, ca. 30 Meter).
Der Klangkorridor „Labor“ ist komplett unterirdisch und dient dem Transit zwischen den Plattformen der älteren Rheinbahn-Linien und denen der neueren Wehrhahn-Linien.
2 jeweils über der (Roll-)Treppenanlage abgehängte aus pulverbeschichtetem Lochblech gefertigte Sound-Objekte mit
integriertem 7-Kanal-Hornlautsprecher-Soundsystem
(+ hinter perforierten Deckenpanelen verborgenen Subwoofern).
Zwei skulpturale Soundobjekte von der Decke über den (Roll-) Treppen abgehängt.
Jeweils 7-Kanal Soundsystem, Hornlautsprecher (Mittel-Hochton). Jedes Horn ist einzeln ansteuerbar.
Zusätzlich je ein Tiefton-Lautsprecher (Subwoofer) hinter Deckenpaneelen (unsichtbar).
Raum komplett unterirdisch, (Plattformwechsel bei Umstieg der Linien).
Zugang über Rolltreppe & Treppe
Der Klangkorridor „Theater“ verbindet die Plattformen der Wehrhahn-Linien mit der unterirdischen Einkaufspassage (Heinrich-Heine-Passage, auch Zugang Galeria Kaufhof und ehemals Carsch-Haus).
keramischer Siebdruck auf Keramikplatten.
Bündig in die Wandfläche eingelassenes synchronisiertes 3-Kanal-Soundsystem.
Alternativ können die Kanäle einzeln angesteuert oder zusammengeschaltet werden.
(PanBeam-Zeilenlautsprecher, mit jeweils 8 übereinander angeordnete Membran-Lautsprecher, deren Abstrahlwinkel individuell variiert werden kann.)
Länge Rolltreppe ca. 28 Meter (Abstand zwischen den Zeilen-Lautsprechern ca. 10 Meter)